Hallo Leute,
ich dachte mir, ich erzähl einfach mal ein bisschen aus meinem Alltag mit meinem nigerianischen Ehemann, vielleicht ergibt sich daraus eine Diskussion.
Also, mein Mann und ich sind seit etwas mehr als einem Jahr verheiratet, seit August letzten Jahres ist er in Deutschland.
Unser Alltag gestaltet sich manchmal recht schwierig und manchmal ist es auch ganz leicht. Er hat sich zum Beispiel sehr gut in meine Familie und meinen Freundeskreis eingefunden, hat auch schon durch die Arbeit eigene Bekannte gefunden, der Anschluss ans soziale Umfeld hat also gut geklappt. Auch der ganze BEhördenkram, den wir zu erledigen hatten, ging relativ problemlos über die Bühne.
Ein Problem bei uns ist aber die Tatsache, dass mein Mann von anderen Voraussetzungen ausgegangen ist, was chancen auf dem Arbeitsmarkt betrifft. Er hat plötzlich festgestellt, dass man hier ohne in Deutschland anerkannte Ausbildung Schwierigkeiten hat, über einen Hilfsarbeiterjob hinaus zu kommen und das frustriert ihn. Daher hat er sich entschlossen, sich selbständig zu machen. Um dafür das nötige Kleingeld zusammen zu sparen, hat er mehrere Jobs angenommen. Daher bleibt ihm keine Zeit, zu seinem Deutschkurs zu gehen.
Ich habe ihm vorgeschlagen, sich doch erstmal auf das Deutschlernen zu konzentrieren und den Kurs durchzuziehen und vorerst gar nicht zu arbeiten. Von dem Geld, das ich mit meinem Übersetzungsbüro verdiene, können wir locker zu zweit leben. Aber das kommt für ihn nicht in Frage. Er sagt, er würde niemals 6 Monate lang von meinem Geld leben, er möchte auf jeden Fall vermeiden, dass "die Leute" denken, er würde mir auf der Tasche liegen.
Das ist ein Punkt, der bei uns bereits für viele Diskussionen gesorgt hat, aber er weicht nicht von seinem Standpunkt ab. Er will jetzt zumindest soviel Geld sparen, dass er den Deutschkurs "überstehen" kann, ohne finanziell von mir abhängig zu sein.
Ich denke, das ist eine Einstellungsfrage und es hat auch viel mit Stolz zu tun.
Grüße
Coralia