Wussten Sie, dass heute ein Gastland meist weniger als die Hälfte des Preises erhält, den Sie für Ihr Ferienarrangement hier bezahlen? Ein erheblicher Teil der Einnahmen von Hotels, Restaurants und Reiseveranstaltern vor Ort fliesst wieder ins Ausland zurück für den Kauf von Erdöl, Technologien, Computern und nicht zuletzt für Lizenzgebühren an internationale Hotelketten. Je weniger die Wirtschaft eines Landes entwickelt ist, desto mehr Güter werden für die touristische Infrastruktur importiert und desto mehr Devisen fliessen ab.
Sie können als Reisende entscheidend dazu beitragen, den Nutzen für Ihr Gastland und seiner Bevölkerung zu steigern, indem Sie in Ihren Ferien lokale Betriebe berücksichtigen. In vielen Ländern gibt es mittlerweile Tourismusbetriebe, die von der lokalen Bevölkerung entwickelt und getragen werden. Dies bringt Bäuerinnen, Fischern und Handwerkern neue Absatzmärkte und ein zusätzliches Einkommen.
Als Gast so handeln, wie man es von einem Gast auch bei sich zu Hause erwartet – damit beginnt der faire Austausch. In der ganzen Welt werden Urlaubsreisende mit offenen Armen empfangen. Doch die "traditionelle Gastfreundschaft", wie sie rund um den Globus von Gemeinschaften gepflegt und in jeder Reisewerbung beschworen wird, wird im modernen Tourismus längst überstrapaziert. Nicht immer sind Einheimische freiwillig Gastgeber, oft genug wird die Entwicklung des Tourismus über ihre Köpfe hinweg vorangetrieben, ohne Rücksicht auf ihre Rechte, ihre Kultur, ihren Lebensraum.
Ob im Tourismus jemals eine „Begegnung auf gleicher Augenhöhe“ stattfinden kann, ist fraglich angesichts des wirtschaftlichen Gefälles zwischen Gästen und Gastgebenden. Erschwerend wirken auch die unterschiedlichen Erwartungen und die beschränkten Kommunikationsmöglichkeiten nicht zuletzt aufgrund der Sprachbarrieren.
Auch wenn eine Begegnung oberflächlich bleibt, die Möglichkeit zum Austausch und zum gegenseitigen Lernen bleibt bestehen und ist jedesmal von Neuem eine einmalige Chance. Gehen Sie als Reisende offen und unvoreingenommen auf die Menschen im Gastland zu und respektieren Sie deren Recht auf Grenzen und Selbstbestimmung.
Eine andere Kultur kennen zu lernen, bedeutet nicht, alle Denkmäler und Sehenswürdigkeiten eines Landes besucht zu haben. Eine Begegnung mit der Kultur des Reiselandes heisst, sich mit der Lebensweise der Menschen im Gastland vertraut zu machen und ihre Wertvorstellungen zu achten und zu respektieren.
Es ist nicht einfach, allzu bekannte Bilder und Klischees auszublenden. Seien Sie offen und versuchen Sie, so viel wie möglich über die Lebensweise, Traditionen und Lebensumstände der Menschen im Gastland zu erfahren. Zeigen Sie Ihr Interesse und gehen Sie auf die Menschen zu. Auch kurze Begegnungen können für beide Seiten bereichernd sein und Vertrauen schaffen.
Respektieren Sie die Religion und den Glauben Ihrer Gastgeber. In deren Alltag spielt die Religion oft eine wichtigere Rolle als bei uns. Beachten Sie die entsprechenden Regeln und Verbote.
Frauen leisten einen Grossteil der Arbeit in der Tourismusindustrie - als Landfrau, die ein paar Gästezimmer für Ferien auf dem Bauernhof anbietet, als Tischzuweiserin in einem Fünfstern-Hotel in der Dominikanischen Republik, als Reiseleiterin, einer Tätigkeit, die trotz unsicheren Arbeitsbedingungen und schlechter Entlöhnung weitherum als Traumjob gilt, oder als lastenschleppende Caddy auf einer der zahlreichen Golfanlagen Südostasiens. Qualitäten wie Einfühlungsvermögen, Freundlichkeit, Flexibilität und Organisationstalent machen, so die weitverbreitete Meinung, Frauen zu idealen Gastgeberinnen, die auf die Bedürfnisse erholungssuchender - gewöhnlich männlich gedachter - Touristen einzugehen wissen.
Oft erhalten Frauen für dieselbe Arbeit 20 bis 30 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen. Frauen leiden zuerst, wenn sich die Lebensbedingungen verschlechtern, wenn wegen der rasanten Entwicklung des Tourismus das Wasser knapp wird, angestammte Einkommen aus Landwirtschaft und Fischerei wegfallen, während gleichzeitig die Lebenshaltungskosten steigen. Um sich selbst und ihre Familien über Wasser zu halten, bleibt Frauen vielerorts nur der Weg in die Prostitution.
quelle: arbeitskreis für tourismus und entwicklung